Ab wann lernen die Schüler*innen Englisch?
Die Bundesländer starten unterschiedlich mit dem Englischunterricht. Hier eine kleine Übersicht:
Ab dem ersten Schuljahr: Hamburg, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg
Ab der zweiten Hälfte des ersten Schuljahres: Nordrhein-Westfalen
Ab dem dritten Schuljahr: Bayern, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Thüringen
Es herrscht in Deutschland Uneinigkeit über den perfekten Zeitpunkt für das Erlernen einer Fremdsprache. Das liegt daran, dass es zu wenig Studien über die Auswirkungen gibt. Die Annahme „Je früher desto besser!“ hält sich bei Lehrer*innen und Eltern jedoch hartnäckig.

Studien zum Thema: Frühbeginnender Englischunterricht
Es gibt zwei Studien die oft in die Debatte mit einbezogen werden. Die Studien unterscheiden sich jedoch stark, unter anderem in ihren Durchführungsjahren, Durchführungsorten und sie haben die Kinder in unterschiedlichen Klassen beobachtet.
Die erste Studie wurde von den Universitäten in Dortmund und Bochum in den Jahren 2010-2014 durchgeführt (mehr dazu). Dabei wurden die Leistungen von 5.130 Schüler*innen in Nordrhein-Westfalen untersucht. Nils Jäkel und Markus Ritter haben die Schüler*innen im 5. und 7. Schuljahr von Gymnasien auf ihr Lese- und Hörverständnis getestet. Das Ergebnis zeigt: Kinder in der 5. Klasse haben besser abgeschnitten, wenn sie ab dem ersten Schuljahr Englisch in der Schule hatten. In der 7. Klasse war es anders. Dort waren die Schüler*innen besser, die erst ab der dritten Klasse die englische Sprache kennenlernt haben.
Die Forscher schlossen daraus: Es gibt keine erheblichen Unterschiede zwischen Kindern die zu verschiedenen Zeitpunkten in der Grundschule mit dem Englischunterricht begonnen haben. Ein frühbeginnender Englischunterricht hat also wenig Einfluss auf die Englischkompetenzen im späteren Verlauf.
Die zweite Studie wurde von den Universitäten in Eichstätt-Ingolstadt, Leipzig und Gießen durchgeführt (mehr dazu). Die Untersuchung fand im Sommerhalbjahr 2013 statt und ist die einzige deutschlandweite Studie mit diesem Schwerpunkt. Die Studie testete die Sprachkompetenzen von Viertklässlern. Dabei wurde auf das Hör- und Leseverstehen, Schreiben und teilweise sogar auf das Sprechen eingegangen.
Das Fazit dieser Untersuchung: Die Kinder weisen ein sehr unterschiedliches Niveau auf, wenn es um die Kompetenzen der englischen Sprache geht. Grund hierfür ist zum einen der Zeitpunkt des Englischunterrichts, aber besonders die unterschiedlichen Herangehensweisen der Lehrer*innen haben einen Einfluss.

Keine primären Bildungsstandards für das dritte Hauptfach
Die unterschiedlichen Herangehensweisen der Pädagog*innen sind ein wichtiger Faktor, denn es können Probleme bei dem Übergang von der vierten in die fünfte Klasse entstehen. Die einen Grundschullehrer*innen gehen sehr spielerisch vor, während die anderen bereits gymnasiale Themen behandeln.
Durch die unterschiedlichen Englischkenntnisse der Kinder, müssen die Lehrer*innen auf den weiterführenden Schulen viel aufarbeiten. Dies führt zu einer Über- oder Unterforderung bei den Kindern. Die Überforderten Schüler*innen müssen viel nachholen und benötigen oft Englisch Nachhilfe. Während die Unterforderten Kinder das Interesse an der Sprache verlieren, weil sie nichts Neues lernen.
In den Fächern Deutsch und Mathematik gibt es bereits seit mehreren Jahren primäre Bildungsstandards, die festlegen, welche Kompetenzen die Schüler*innen nach der Grundschule haben müssen. 2004 wurden diese von der Kultusministerkonferenz festgelegt. Damals gab es jedoch noch nicht genügend Erfahrung mit dem Fach Englisch in der Grundschule, um auch hier entsprechende Regeln zu erarbeiten.
Primäre Bildungsstandards für das Fach werden jedoch immer mehr von Eltern und Pädagog*innen gefordert – und sind auch meiner Ansicht nach notwendig. Lehrer*innen in der Grundschule können sich daran orientieren und auf der weiterführenden Schule wissen die Lehrer*innen, wo sie anknüpfen können.
Mein persönliches Fazit
Englischunterricht in der Grundschule ist sinnvoll, denn er sorgt für eine frühe Auseinandersetzung mit kultureller Vielfalt und Mehrsprachigkeit. Eine einheitliche Umsetzung ist dabei allerdings entscheidend.
Der Zeitpunkt, zu dem der Unterricht beginnt, sowie auch die primären Bildungsstandards sollten festgelegt werden. Die Schüler*innen selbst und auch der Englischunterricht auf der weiterführenden Schule sollte nicht unter den verschiedenen Herangehensweisen leiden.
Es ist wichtig, dass das Thema nicht vergessen wird und die Kultusminister*innen so schnell wie möglich die Bildungsstandards festlegen.
Wie steht ihr zum dem Thema Englischunterricht in der Grundschule? Seid ihr der Meinung, dass die Kinder lieber in der ersten oder der dritten Klasse Englisch kennlernen sollten?
Über eure Meinungen und Erfahrungen würde ich mich freuen!
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